Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 

Grabungsfunde aus St. Leonhard und St. Michael in Perka,
Sammlung Hans Herramhof

Die Wallfahrtskirche St. Michael und St. Leonhard in Perka war eine Nebenkirche des ehemaligen Benediktiner- später des Jesuitenklosters Biburg. Der romanische Chorturm wurde im 16. Jahrhundert renoviert.
Die Wallfahrt zum Hl. Leonhard war mit Eisenvotiven verbunden, die anlässlich einer Grabung um die Kirche geborgen worden sind. Die Grabung 1964 brachte an die 1000 Einzelfundstücke zu Tage , die mit "P 1"- "P 984" inventarisiert und in 30 Originalschachteln gelagert sind. Sie waren im Besitz von Hans Herramhof. Die scheinbar bedeutungslosen, weil ästhetisch nicht sehr attraktiven Eisenfunde, sind für die Erforschung des Leonhardikultes und seine Bedeutung nicht nur für Tiere, sondern auch in "Kindssorgen" um die Geburt gesunder Kinder - Krötenmotive -, von großer Bedeutung.
1922 war für den Inventarisator der Kunstdenkmäler Bayerns die Wallfahrt nicht mehr ersichtlich. Es gab weder Votivtafeln noch Eisenvotive. Allein durch die Initiative des Ehepaares Herramhof wurde die im Mittelalter sehr bedeutende Leonhardiwallfahrt wiederentdeckt.
Lit.: Felix MADER, Die Kunstdenkmäler von Bayern, Niederbayern, VII Bezirksamt Kelheim, München 1922, S. 284-287.

Die Ausgrabung wurde 1970 wissenschaftlich publiziert: Brigitte HERRAMHOF, Hans HERRAMHOF, Heinz K. RADEMACHER, Die Ausgrabungen bei St. Leonhard und St. Michael in Perka, Beiträge zur Typologie und Chrono-logie des Eisenopferbrauchtums, Volksglaube Europas, Bd. II (= Beitrage zur Volkskunstforschung, hg. vom Institut für Volkskunde der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften) München 1970.
Preis auf Anfrage

Grabungsfunde aus der Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt zu St. Leonhard in Aigen am Inn,
Sammlung Hans Herramhof

Die Ausgrabung um die Kirche in Aigen führte Herramhof 1966 durch. Grundrisse zu den Grabungsstellen und Schnitte sind vorhanden (in einer Kartonrolle); auch vor Ort gezeichnete Originale auf Millimeterpapier. Die Pläne zeichnete Heinz K. Rademacher „Präparator“ 1966.
25 Kartonschachteln enthalten Fundmaterial, hauptsächlich aus Eisen aus der Zeit vor 1500

Wenn man über Leonhardiwallfahrten im Mittelalter forschen will, sind die Schachteln mit den Grabungsfunden unverzichtbar. Dabei geht es nicht ausschließlich um die seit 1900 ästhetisch ansprechenden Tiervotive und Votiv-Menschen. Brigitte Herramhof formulierte den Forschungsauftrag so: "In Zukunft wird bei derartigen Fundkomplexen größerer Wert auf alle eisernen Begleitfunde zu legen sein, um zu einer umfassenderen Kenntnis über den Votivcharakter dieses Fundes zu gelangen." (Brigitte HERRAMHOF und Heinz K. RADEMACHER, Eisenopfer , die Bodenfunde 1963 von St. Leonhard in Ganacker Lkr. Landau/Ndb., in: Beiträge zur Oberpfalzforschung, Bd. 2, Kallmünz 1966, S. 66.
Der Aufsatz ist nochmals publiziert unter dem Titel: Brigitte HERRAMHOF und Heinz K. RADEMACHER, Die Eisenvotive von Ganacker, in: Ludwig KREINER (Hg.), Ausstellungskatalog Zwischen Himmel und Hölle, Vom Leben bis zum Sterben in einer spätmittelalterlichen Stadt in Niederbayern, Eichendorf 1999, S. 255-258.

"Hambs keine hölzerne Lung" in memoriam Hans Herramhof (1923-2012) - der große Volkskunstsammler Regensburgs

Hans Herramhof handelte in 2. Generation mit Heizmaterial, Kohle und Heizöl. Der Firmensitz und seine Wohnung war im elterlichen Haus Fuchsengang 4 in Regensburg. Der Regensburger Geschäftsmann betrachtete im hohen Alter seine Sammlung als etwas Ephemeres, das nach seinem Tod in den Handel gelangen durfte. Mit der Sammlung für seine Person ein Denkmal zu hinterlassen, war dem bescheidenen Mann unwichtig. Die Faszination, die von dem fanatischen Sammler ausging, sollte aber kommenden Generationen vermittelt werden.

Das Sammeln in dieser Intensität ist wohl heute nicht mehr möglich. Unsere Wallfahrtskirchen sind spätestens seit den 1960er Jahren weitgehend leergeräumt. Fast von jedem bedeutenden Wallfahrtsort Niederbayerns besaß Herramhof mindestens eine Votivtafel. Nur von der Frauenbergkirche in Weltenburg eine Tafel zu erwerben , war ihm nicht gelungen, wie er mir erzählt hat.

Mit Herramhof durch Niederbayern mit dem Auto zu fahren, war ein Erlebnis. Zu fast jedem Ort wusste er eine Geschichte zu erzählen. Im Gedächtnis blieb mir die spannend tragische Geschichte um den Wurftisch in Ganacker. Es war ein Weichholztisch, der in der Mitte der Tischplatte eine Vertiefung aus Eisenblech aufwies. Dorthin legte man die Eisenvotive zurück, nachdem man mit ihnen und den Sorgen um den Altar gegangen war. Herramhof war begeistert von dem einzigartigen Stück und überlegte, den Tisch zu kaufen. Aber wohin mit dem großen Objekt; etwas Skrupel hatte er dabei auch. Kurze Zeit später, als er wieder in Ganacker war, fragte er den Mesener nach dem Leonhardi-Wurftisch. Dieser zeigte ihm einen Stoß Brennholz an seinem Haus; darunter zersägte Teile des ehemals einzigartigen Tisches.

Ein historisches Photo von dem besagten Wurftisch ist in dem schönen Ausstellungskatalog "BRÜCKE ZUM WUNDERBAREN, Von Wallfahrten und Glaubensbildern, Ausdrucksformen der Frömmigkeit in Ostbayern", Regensburg 2014, S. 244 Nr. 72 abgebildet. Dort erfährt der Leser auch etwas zur Persönlichkeit des Sammlers Hans Herramhof. Sein Schwerpunkt lag auf dem Sammeln von all jenen Dingen, die mit dem Wallfahren zusammen hängen. "Heiligenbildchen habe ich nie systematisch gesammelt, nur Bildchen im Zusammenhang mit Wallfahrten."

Sein Lieblingsbuch war das von dem Sammler Hubert Wilm, "Madonnen, Engel, Sterne", das auch bei mir in der Handbibliothek steht.

Wolfgang Baumann im Februar 2013

In der Mitte stehend Hans Herramhof, davor sitzend Eduard Baumann senior im Jahre 2011.

Herramhof kam regelmäßig zu mir in das Geschäft, mindestens einmal im Monat. "Hambs keine hölzerne Lung" war schmunzelnd seine oft gestellte rhetorische Frage. Hölzerne Lungen sind seither für mich das Rarste an religiöser Volkskunst überhaupt. Sie wurden meist der Mutter Anna, aber auch Maria geopfert. Die Wallfahrtskirche Niederleierndorf besaß sogar eine in Silber getriebene Lunge.

Zurück