Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 

Simon Sorg (1719-1792)
Fliegender Engel, Regensburg um 1770

Holz, freigelegte originale Inkarnatfassung
Höhe 75 cm. Preis auf Anfrage

Die originale Fassung zeigt die bildhauerischen Qualitäten der Plastik. Die Grübchen und der verzogene Nabel sind deutlich herausgearbeitet. Der geöffnete Mund und das üppig weich modellierte Unterkinn sind häufig an Puttenköpfen von Sorg anzutreffen. Gut vergleichbar sind die ungefassten Puttenköpfe in Eiche am Chorgestühl der Alten Kapelle. Der Figurenbestand Sorgs ist sonst meist drei- bis viermal überfasst und zeigt nicht mehr die bildhauerischen Feinheiten. Vergleichbar ist der Engel mit Kartusche links außen am Hochaltar der Wallfahrtskirche Dechbetten von 1765/67, der 1767 aufgestellt und erst 1774/75 gefasst worden ist.

Die qualitativ hoch stehende Inkarnatfassung ist dem Stadtamhofer Fassmaler Georg Caspar Zellner zuzuweisen, der von 1768 bis 1775 mit Sorg nachweislich zusammengearbeitet hat. Die Fassungen waren um ein vielfaches teurer als die Bildhauerarbeiten. Erst eine Originalfassung verleiht der Plastik ihre authentische Wirkung; dies ist vergleichbar mit Musik auf historischen Instrumenten.

Die Provenienz aus altem Stadtamhofer Privatbesitz und die hohe Qualität, die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundets in Regensburg nur bei Simon Sorg anzutreffen ist, erlauben neben stilistischen Übereinstimmungen die Zuschreibung an Sorg, dem bedeutendsten Bildhauer des Regensburger Rokokos. Sein Hauptwerk ist der Hochaltar der Alten Kapelle, der 1769 ff. geschaffen worden ist.

Lit.: Karl-Heinz BETZ, Simon Sorg (1719-1792). Hofbildhauer des Fürsten Thurn und Taxis. Ein Regensburger Meister des Bayerischen Rokoko (= Thurn und Taxis-Studien Bd. 12), Kallmünz 1980.

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