Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


 

Elegante Wandkonsole mit Bauderscher Marmorplatte - Dactyliozeras-Platte - aus der Umgebung von Altdorf bei Nürnberg,
Bayern um 1790

"Kostbarer und noch nie gesehener Ammoniten und Belemniten Marmor"
(Johann Friedrich Bauder 1754)

Ich besitze eine Tafel Altdorfer Marmor ..., deren ausgeschweifte Form darauf hindeutet daß sie früher fürstliche Gemächer verziert hat und sie verdient diese Ehre wohl: denn auf einem grauen Grunde liegt Ammonshorn an Ammunshorn ... Jedem Naturfreund ist dieser Marmor von Altdorf bekannt,...
(Johann Wolfgang von Goethe 1824)

Kirschbaum geschnitzt, feiner, grauer Marmor mit weißen Ammoniten-Einschlüssen. Höhe 81 cm; Breite 81 cm; Tiefe 43,3 cm; Stärke der Marmorplatte 17 mm.

Die in einem schönen alten Kirschbaumton erhaltene Konsole ist elegant streng gestaltet. In der Schweifung klingt noch das Rokoko nach. Der Anklang an das Rokoko ist typisch für den Zopfstil der österreichisch josephinischen Epoche nach dem Tod von Maria Theresia 1780. Die kulturgeschichtliche Bedeutung des Möbels liegt in der originalen Marmorplatte. Der dunkelgrundige Marmor mit den hellen Einschlüssen faszinierte die geologisch interessierten Zeitgenossen; so auch Johann Wolfgang von Goethe.

Bauderscher Marmor aus Altdorf - "Schneckenmarmor"

Die feine Marmorplatte sitzt auf einem originalen Weichholzbrett, das an den Kanten mit profilierten Anleimern in Kirschbaumholz versehen ist. Die vor längerer Zeit einmal gebrochene Platte ist geklebt und gekittet. Die Marmorplatte ist original aus der Entstehungszeit der Wandkonsole und eindeutig als Dactyliozeras-Platte identifiziert (Dr. Günther Eicken, Bayreuth 7.09.00).

Die ehemaligen Universitätsstadt Altdorf bei Nürnberg war für ihre Fossilienfunde berühmt. Aber erst 1753 kam der Kaufmann Johann Friedrich Bauder (1713-1791) auf die Idee, Marmorplattten in Altdorf zu fördern und in einer Fabrik zu schleifen. Der Marmor fand im Neuen Schloß Bayreuth Verwendung und wurde bis nach Wien geliefert. Zwei Konsoltische mit Bauderscher Marmorplatte sind vorbildlich publiziert  allerdings ohne Bestimmung der originalen Marmorplatten. Es handelt sich um 1755/60 in Bayreuth gefertigte und zunächst hier verwendeten Konsolen, die nach 1775 in das Residenzschloß Ansbach gelangt sind. 1795 wurde in Schloß Nymphenburg unter Kurfürst Karl Theodor ein Raum hinter der südlichen Galerie neu ausgestattet. Noch heute steht dort original in situ eine klassizistische Wandkonsole mir einer rechteckigen Bauderschen Marmorplatte, die in den alten Inventaren als "Blat von Schneckenmarmor" bezeichnet worden ist.

Goethe erwarb eine Baudersche Marmorplatte und verfaßte dazu eine kleine Abhandlung, aus der obiges Zitat stammt. Die Schweppermannstumba in Kastl in der Oberpfalz von 1782 ist aus demselben Marmor hergestellt.

Der Baudersche Marmor ist heute ausgebeutet, so dass die Marmorplatte eine große Rarität darstellt.

Lit. zum Altdorfer Marmor:
Udo KURSAWE, Baudersche Grabtafel - ein vergessenes Geschichtsdokument in Altdorf, in: Altnürnberger Landschaft e.V., Mitteilungen, 43. Jg. Heft 2, Dezember 1994.
Udo KURSAWE, Bauderscher Marmor. Vom Ausgangsgestein zum  kostbaren Ammonitenmarmor , in: Geologische Blätter NO-Bayern 46, 1996, Heft 1-2, S. 53-70.
Udo KURSAWE, Goethe und der Altdorfer oder Baudersche Marmor, in: Altnürnberger Landschaft e.V., Mitteilungen, 47. Jg. Heft 1, Mai 1998, S. 40 - 52.
Udo KURSAWE, Ist die Schweppermannstumba in Kastl von Bauder ? in: Die Oberpfalz, 88. Jg. Heft 4, Kallmünz 2000, S. 222 - 229.
Lit. zu den Ansbacher Konsolen:
Christoph Graf von PFEIL: Die Möbel der Residenz Ansbach (Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Kataloge der Kunstsammlungen. Hg. von Gerhard Hojer). München 1999, S. 190-192 mit Abb.

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