Dr. phil. Wolfgang Baumann
ANTIQUITÄTEN UND KUNSTHANDLUNG
gegr. 1909


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Ein Diplomatenmöbel des Immerwährenden Reichstages ?


Reichsstädtisches Zylinderbüro
Regensburg oder Frankfurt (?),
um 1770

 

Korpus in Nadelholz und teilweise Eiche (konstruktiv stark beanspruchte Teile), Nußbaum senkrecht gefiedert furniert, fein geschnitzte geschwungene Originalbeine in Nussbaumholz, Originalschlösser

Höhe 116.5 cm; Breite 134 cm; Tiefe 70 cm. - Preis auf Anfrage

Auf fein geschnitzten zierlichen Originalbeinen steht ein zweischübiger Unterbau. Die Schubläden mit ihrer zurückhaltenden Schweifung werden von einer Lippentraverse getrennt. Der Oberbau mit dem Viertelzylinder wird seitlich von einer volutenartigen Bauchung flankiert.

Die sanften Schweifungen geben dem Möbel den Charme des späten Rokoko. Die Parkettierung, die konsequent das Möbel überzieht lässt den Klassizismus anklingen.

Die Konstruktion des Möbels ist eine Mischung aus französich geprägter Stollenkonstruktion und „süddeutsch/österreichischem“ Rahmenbau.

Die Zugknöpfe der Platte sind original. Die in Bronze gegossene Schlüsselschilder der beiden sanft geschweiften Schubläden sind nicht original. Das Möbel besaß ursprünglich wohl keine bzw. ganz dezente Schlüsselschilder. Der Verzicht auf Zuggriffe zeigt, dass allein die Holzstruktur wirken sollte. Beschläge stören hier nur. In dieser Beziehung ist das Möbel ein Trendsetter im Bezug auf die späteren süddeutschen Biedermeiermöbel.

Im inneren zeigt ein Schubladen auf der Innenseite des Bodens mit Feder in Tinte geschrieben eine Preisangabe: 108 fl. (Gulden) – der Preis des Möbels ? Ein länglicher Schubladen im Innenteil ist schon längere Zeit verloren.

Provenienz: alter Regensburger Privatbesitz mit zahlreichen Regensburgobjekten.

Man könnte sich gut vorstellen, dass so ein Möbel einem Reichstagsgesandten gedient hat. Am Ende des Immerwährenden Reichstages in Regensburg 1806 wurden von den Gesandtschaften die Diplomatenmöbel verkauft oder versteigert. Es ist archivalisch überliefert, daß aus dem königlich Schwedischen Gesandtschaftsquartier 1806 unter anderem ein „Sekretär aus Mahagony-Holz zum Sitzen und Stehen, Kommoden und Tische von Mahagony“ versteigert worden sind.

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